Januar 23, 2025 00:13

Kuh-Ministerin

Die Kuh schlief ein und träumte, sie wäre Ministerin für Landwirtschaft bei den Menschen. Da wusste sie nicht, was sie tun sollte und machte erst einmal „Muh“.

Das hatte sie von den Menschen abgeschaut, die bevorzugt dumm daher redeten, wenn sie nichts wussten. Dann nochmal und nochmal, doch sie fand keine Beachtung bei den Tieren. Aber sie konnte nichts anderes als muhen, und das fand sie ausreichend für ihr Amt, besonders, weil ihr in ihrem Ministerium alle anderen brav nachmuhten. Das „muh“ beherrschte alle Vorschriften aus ihrem Hause, doch die Tiere konnten damit nichts anfangen. So sehr die Ministerin auch muhte, es waren nur Muh-hülsen. 

Jede Vorschrift bestand aus „muh“, aber damit änderte sich ja nichts, so sehr sie auch muhte. Da holte sie sich den Gockel als Staatssekretär, und dieser fing an zu krähen. Er schlug vor, erst einmal nichts zu tun und sein krähen philosophisch zu sehen. Die Frau Kuhminister fand das gut, denn etwas Gescheiteres fiel ihr nicht ein, und sie dachte darüber auch nicht nach. Außer, dass sie anstrebte, viele weitere Kühe und Ochsen in verantwortungsvolle Posten in ihrem Ministerium zu befördern, die dann gemeinsam nichts taten als zu muhen, halt nur unisono und dem Gockel zuzuhören. Bald hallte das Ministerium wider vor lauter Ochsen- und Kuhgebrüll, und die Tiere sahen, dass bei der Kuhministerin so wenig vorwärts ging wie bei den Menschen. Es war eigentlich egal, dachten sie, ob Mensch oder Kuh regieren würden, denn es geschah ohnehin nichts außer Muhhülsen.

Die Kuh-Ministerin rannte durch das Land, um Erleuchtung zu bekommen. Sie rannte und wunderte sich, dass man auf vier Beinen als Kuh so schnell vorwärts kommt. Doch im Traum hatte sie plötzlich nur noch zwei Beine. Da wusste sie einen Moment nicht, ob sie wirklich Kuh war, zumal sie ihren Schminkkoffer nicht finden konnte.

Sie suchte und suchte, da wachte die Menschen-Ministerin schweißgebadet aus ihrem bösen Traum auf und sah erleichtert ihren Schminkkoffer und die Termine für ihren Friseur und die  Adressen ihrer Boutiquen. Und sie dachte, wie schön, dass ich keine Kuh bin.