F = Interviewer
K = Peter Kohle
F: Herr Kohle, wie läuft das Geschäft?
K: rund. Prima Hits haben wir!
F: Hm, man kann ja heutzutage die Texte nicht mehr unterscheiden.
K: Wozu?
F: naja, das ist eher ein Geschwurbel, das da kommt. Baibee und so
K:Sie müssten mal genau hin hören. Es gibt ja nicht nur „Beibee“ sondern auch Bääbe, oder Beebe, oder Beiiiibe, und so weiter
F: Aber das ist doch das ein und dasselbe
K: Für Sie als Musikbanause. Aber unsere Fans haben wir so erzogen, dass sie nichts anderes mehr wollen. Die haben regelrecht Ehrfurcht vor dem Schmusewort Baibee. Seien Sie froh, dass da noch verständliche Worte zu hören sind. Das ineinanderfließen der Melodien ist Neumusikalisch.
F: Sagten Sie Melodie?
K: ich merke schon, Sie verstehen nichts. Wichtig ist, dass mehrere Sänger durcheinander gröh..ich meine singen. Das klingt wuchtiger.
F: Ich weiß nicht recht. Musik ist doch was melodisches.
K: Mein Gott, das war mal! Diese aufwändigen Zeiten sind vorbei. Wir brauchen gar keine Sänger mehr. Die Stimmen kommen aus dem Computer. Schließlich müssen wir aufs Geld schauen. Da gehen wir mit der Zeit.
F: also keine Lieder mehr?
K: die sind doch was für Gestrige. Schauen Sie doch mal den eurovision contest! Da blendet doch alles nur noch. Die Masse der Glitzerungen kann meinetwegen mit einer Melodie in Verbindung gebracht werden. Aber das wird für die heutigen Hörer sicher zu anstrengend werden.
F: also Nonsens?
K: da ist halt Fantasie gefordert. Von mir aus für Nonsens. Wir tun schon was für die künftige Bildung wie wir sie meinen. Wir erziehen die Leute so, dass sie am Ende nicht mehr wissen, was eine Melodie überhaupt ist. Fünf Minuten Schwurbel, und verkauft wird.
F: Warum heißt es dann überhaupt noch Musik?
K: Weils halt so heißt! Mein Gott, die Begriffe ändern sich wie alles. Heut-zutage wird gebrüllt, gejault, was Sie wollen. Wir liefern, was gewünscht wird.
F; Ist es nicht umgekehrt: Sie liefern so lange Gebrülltes, bis die Leute sich einbilden, dass das „in“ ist? Ist das nicht zu langweilig?
K: Das haben wir auch gemerkt. Deswegen, hören Sie mal genau hin, fließt zwischen dem Gebrüll noch schrilles Entzückungsgeplärre ein. So zum Beispiel interessantes „hchrkxt“ oder „huchrxkt“ oder so. Das, mein Lieber, ist Abwechslung!
F: Aber Bayern 1 sagt doch laufend, dass sie Abwechslung bringen.
K: Werbung ist alles. Auch wenn sie so idiotisch überzogen ist wie dort.
Die sind halt fanatisch auf Bummbumm aus. Eigentlich schon die Generation unserer Musikverlage. Wie haben wir das gemacht, he?
F: also nichts mehr mit Lied?
K: Sie reden vielleicht hartnäckig olle Kamellen!Kohle, Kohle ist das Lied, das mir schmeckt. So wie mein Name.